Gefäß- und Bindegewebssystem: Serotonin löst eine Gewebefibrose aus

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Und Wildtyp-Mäusen Mäuse ohne 5-HT 2B werden von Bleomycin-induzierten dermalen Fibrose (A) Trichrome-gefärbten Gewebeschnitten der 5-HT2B geschützt. ©Medizin 3, Uniklinik Erlangen

Wissenschaftliche Innovation:

Warum es zum Ausbruch dieser komplexen und seltenen Krankheit kommt, ist bisher noch nicht gänzlich bekannt. Mit Hilfe dieser Studie konnte die Funktion und Wirkung des Neurotransmitters Serotonin (chemischer Botenstoff von Nervenzellen) besser verstanden werden.

Dabei konnte gezeigt werden, dass der erhöhte Serotonin-Spiegel die Synthese von Kollagen von Bindegewebszellen stark steigert und damit Fibrose auslöst. Zusätzlich konnten die Versuche beweisen, dass die stimulierenden Effekte von Serotonin ausschließlich über den Serotoninrezeptor 5HT2B vermittelt werden. Eine Hemmung der Serotoninfreisetzung oder des 5HT2B-Rezeptors beugt dabei der Fibroseentwicklung vor und kann sogar einen Rückgang dieser Bindegewebsverhärtungen bewirken. Serotonin kommt dabei aus den Blutplättchen, die infolge der Erkrankung der kleinen Blutgefäße aktiviert werden.

Diese Erkenntnisse bedeuten für den klinischen Einsatz einen neuen und viel versprechenden Therapieansatz bei der Behandlung von Patienten mit Fibrose. Innerhalb einer laufenden Machbarkeitsstudie sind die pharmakologischen Hemmer des 5HT2B-Rezeptors bereits im klinischen Einsatz, so dass die zuvor gewonnenen Ergebnisse direkte Auswirkungen auf die Behandlung von Patienten mit fibrotischen Erkrankungen haben.

Hintergrund:
Sklerodemie oder auch Systemische Sklerose (SSc) ist eine seltene Krankheit und zählt zu den rheumatisch entzündlichen Erkrankungen. Dabei kommt es zu einer vermehrten Ablagerung von Bindegewebsbestandteilen, so dass die Haut und die betroffenen Organe verhärten (Fibrose). Neben den fibrotischen Veränderungen leiden die Patienten an einem fortschreitenden Verlust kleiner Blutgefäße.

Die bereits in sehr frühen Krankheitsstadien auftretenden Gefäßveränderungen bei SSc-Patienten führen zu einer erhöhten Aktivierung der Blutplättchen. Hierbei wird vermehrt Serotonin (5HT2B) von den Blutplättchen ausgeschüttet, so dass sich der Spiegel dieses Boten-stoffes im Blut und im Gewebe erhöht.

 

Publikation: Dees C, Akhmetshina A, Zerr P, Reich N, Palumbo K, Horn A, Jüngel A, Beyer C, Krönke G, Zwerina J, Reiter R, Alenina N, Maroteaux L, Gay S, Schett G, Distler O, Distler JH.. Plated-derived serotonin links vascular disease and tissue bibrosis. Journal Experimental of Medicine. 2011 May 9;208(5):961-72. Epub 2011 Apr 25.