Was passiert, wenn die Entzündung nicht mehr abgeschaltet wird?

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Modell der Entzündungsantwort. ©Medizin3/Uniklinik Erlangen

Auflösen der Entzündungsantwort in chronisch entzündlichen Erkrankugen

Ein neuer Artikel aus dem SFB 1181 in „Nature communications“ untersucht die Aspekte, die zur Abschaltung einer Entzündungsantwort führen, was passiert, wenn das nicht mehr klappt und welchen Zusammenhang das zu chronisch entzündlichen Erkrankungen hat.

Unser Körper ist abhängig von einer guten, schnell einsetzenden, robusten und angemessen Entzündungsantwort um Gefahren (z.B. Bakterien, Viren oder Verletzungen) abzuwehren. Trotz der enormen Bedeutung der Abschaltung dieser Antwort in der Entstehung von chronisch entzündlichen Erkrankungen, wird sie nur unzureichend erforscht. Prof. Dr. med. univ. Georg Schett (Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie) und Prof. Dr. med. Markus Neurath (Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie Pneumologie, Endokrinologie) beleuchten in dem neu erschienen Artikel in der Zeitschrift „Nature communications“ neue Konzepte der Auflösung der Entzündungsantwort und übertragen diese auf die Entstehung von Krankheiten wie Rheumatoide Arthritis, Asthma oder Morbus Crohn. Durch das Verstehen dieser Zusammenhänge aus Forschungsergebnissen verschiedener Gewebe, z.B. den Gelenken, dem Darm oder der Lunge, können neue Angriffspunkte und Ansätze für die Behandlung oder sogar der Verhinderung von chronisch entzündlichen Erkrankungen gefunden werden.

Die Phasen der Entzündungsantwort

Die Entzündungsantwort bestehe aus 3 Phasen: (1) Der Initiierung, d.h. dem umstandsgerechten Anschalten der Antwort auf einen inneren oder äußeren Reiz um eine schnelle Verteidigung des Körpers gegen Eindringlinge wie z.B. Viren oder Bakterien zu ermöglichen. (2) Dem anschließenden Höhepunkt der Antwort, bei dem eine Vielzahl von Immun- und Gewebszellen angelockt und aktiviert werden und z.B. der Eindringling vernichtet wird. (3) In der Auflösungsphase soll nach Bekämpfung des Eindringlings wieder ein Gleichgewicht hergestellt und die Entzündung abgeschaltet werden um eine Heilung des Gewebes zu ermöglichen, sobald die Gefahr für den Körper abgewendet wurde.

Was passiert, wenn die Entzündungsantwort nicht mehr abgeschaltet wird?

Allerdings kann genau in dieser Phase der Auflösung der Entzündungsantwort einiges schief gehen. Würde der Körper die Entzündung zu früh abschalten, das heißt die Gefahr für den Körper besteht noch, aber unsere Entzündungszellen hören mit ihrer Arbeit auf, ist es verständlich, dass der Körper Schaden nehmen wird. Wird die Antwort jedoch nicht abgeschaltet, und die Entzündung lodert weiter obwohl die Gefahr abgewandt wurde, kann sich die Entzündung gegen den eigenen Körper richten. Es kommt zu einer chronischen Entzündung, die nicht mehr auf diese Abschaltsignale reagiert oder diese Signale gar nicht kennt. Der angerichtete Schaden, egal in welchem Gewebe, kann enorm sein und zur Entstehung von chronisch entzündlichen Erkrankungen wie z.B. Rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn oder Asthma an den Inneren Oberflächen des Körpers führen. Außerdem trägt der erzeugte und dauerhaft entstehende Schaden durch die Aufrechterhaltung der Entzündung erheblich zur Erhöhung des Risikos Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose oder Krebserkrankungen zu bekommen bei.

In dem Artikel arbeiten Prof. Schett und Prof. Neurath verschiedene Ansatzpunkte, die als Schaltstellen zur Auflösung der Entzündung dienen, heraus. Unterschiede und Gemeinsamkeiten aus auf den ersten Blick verschiedensten Krankheiten und Krankheitsmodellen werden untersucht. Schließlich werden auch Möglichkeiten vorgestellt, wie man sich diese Schaltstellen zu Nutze machen kann, um überschießende und fälschlicherweise anhaltende Entzündungen aufzulösen oder sogar zu verhindern.

 

Manuskript:

https://www.nature.com/articles/s41467-018-05800-6

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Georg Schett
Telefon 09131 85-39109
E-Mail: m3direktion@uk-erlangen.de