Immunsystem und Knochen – Eine gefährliche Allianz

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Schematische Darstellung der Bildung von Osteoklasten durch Autoantikörper am Gelenk ©Medizin 3, Uniklinik Erlangen

Wissenschaftliche Innovation:

Aus klinischen Studien ist bekannt, dass ACPAs bereits vor Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis im Blutserum diagnostiziert. Bei 2/3 der Rheuma-Patienten wurden diese Proteine im Blutserum nachgewiesen. Anhand ihrer Konzentration im Blut kann frühzeitig eine Aussage zur Risikoeinschätzung einer rheumatoiden Arthritis erfolgen.

Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Autoantikörper gegen citrullinierte Proteine (ACPA) direkt die Bildung der knochenabbauenden Osteoklasten anregen und damit bereits vor der Diagnose der Krankheit osteoporotische Knochenveränderungen auslösen. Diese Autoantikörper können Eiweißstrukturen auf den knochenfressenden Zellen erkennen, fördern die Bildung der Osteoklasten, so dass es zu einem Ungleichgewicht des Knochenumbaus führt.

Um die Wirkung dieser Autoantikörper auf den Knochenstoffwechsel zu untersuchen, wurden Daten von Patienten mit und ohne ACPAs verglichen. Zudem konnte im experimentellen Modell nachgewiesen werden, dass die Autoantikörper direkt die Bildung von Osteoklasten anregen, so dass sich die Anzahl dieser Zellen erhöht und es zu einer verstärkten Schädigung des Knochens kommt.

Die Allianz zwischen Immunsystem und Knochen ist damit in doppelter Weise fatal: Zum einen greift das Immunsystem den eigenen Körper mittels einer Entzündungsreaktion an, zum anderen führt die verstärkte Bildung der Osteoklasten zur Osteoporose.

Hintergrund:
Entzündliche Gelenkerkrankungen, wie die rheumatoide Arthritis, gehören zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen die Immunantwort zur Schädigung bis hin zur Zerstörung der Gelenke führt.

Auslöser für Erkrankungen, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper angreift, sind spezielle Antikörper, die schon zu einem frühen Krankheitsstadium produziert werden. Häufig können diese schon vor dem ersten Auftreten von Symptomen im Blutserum diagnostiziert werden. Dabei handelt es sich um Antikörper gegen körpereigenes Gewebe wie z.B. gegen sogenannte cirtrullinierte Proteine (ACPA). Über welchen molekularen Mechanismus die ACPAs zur Schädigung der Knochen und Gelenke von Rheuma-Patienten beitragen, war bisher jedoch nicht bekannt.

 

Publikation: Harre U, Georgess D, Bang H, Bozec A, Axmann R, Ossipova E, Jakobsson PJ, Baum W, Nimmerjahn F, Szarka E, Sarmay G, Krumbholz G, Neumann E, Toes R, Scherer HU, Catrina AI, Klareskog L, Jurdic P, Schett G. Induction of osteoclastogenesis and bone loss by human autoantibodies against citrullinated vimentin. Journal of Clinical Investigation, 2012 May 1;122(5):1791-802.